Finanzlexikon

Brokerwahl – Auf was muss man achten?

Wer einen Online-Broker für das Trading auswählt, achtet gewöhnlich neben dem Angebot an handelbaren Werten und der guten technischen Ausstattung des Brokers (Grafiken, Realtime-Anbindung) vor allem auf die Kosten. Das ist aus Sicht der Trader zu verstehen, doch ganz kostenlos oder für Mini-Gebühren können Broker offensichtlich nicht bestehen.

Das zeigt sich an der Einstellung des Geschäftsbetriebes vor RBS Marketindex, dem Online-Broker der Royal Bank of Scotland. Der Broker war außerordentlich beliebt, punktete mit bestem Service und gehörte zu den meistempfohlenen europäischen Brokern. Zudem war er für die Trader sehr günstig, denn der Broker erhob keine Gebühren und zeichnete sich stets durch sehr kleine Spreads aus. Das war wahrscheinlich nicht mehr profitabel. Zum 08.11.2013 um 16.00 h MEZ stellt RBS Marketindex seinen Geschäftsbetrieb ein, stellt alle offenen Positionen glatt, streicht nicht ausgeführte Orders und überweist Kunden, die ihre Gelder noch nicht abgezogen haben, diese auf ihre Referenzkonten. Andere Broker locken derweil die Kunden von RBS Markets mit Boni, wenn sie zu ihnen wechseln.

Also worauf achten bei der Brokerwahl?

Es gibt einige essenzielle Kriterien, auf die Trader bei einem Broker achten müssen, doch sie haben einen unterschiedlichen Stellenwert.

Für Daytrader, die außerdem auf ein vielfältiges Angebot zugreifen möchten, könnte die Prioritätenliste wie folgt aussehen:

  • 1. Zuverlässigkeit der Plattform (keine technischen Ausfälle)

  • 2. Auswahl an Assets

  • 3. Ordermöglichkeiten und Software-Einbindung (vorrangig MetaTrader)

  • 4. Übersichtlichkeit der Plattform

  • 5. Gebühren

  • 6. Reputation des Brokers

  • 7. Realtimeanbindung

  • 8. Erreichbarkeit des Supports

  • 9. Boni

Wie man sieht, tauchen die Gebühren (zu denen auch Spreads zählen) erst an fünfter Stelle auf. Es handelt sich, wie gesagt, um eine Prioritätenliste für Daytrader. Wenn diese etwas höher kapitalisiert handeln, spielt es keine Rolle, ob ein Broker fünf oder neun Euro an Gebühren für eine Order verlangt. Wer natürlich langfristig mit Mini-Einsätzen von 100 Euro handeln möchte – auch das ist möglich -, wird durchaus auf diese Gebühren achten, kann aber die technische Zuverlässigkeit etwas vernachlässigen. Dieser Trader wird seine Stopps einmal täglich nachziehen, was immer gelingt. Im Daytrading-Bereich hingegen erweist es sich als hoch prekär, wenn manche Low-Budget-Broker wie etwa flatex (dieser Broker ist dafür berüchtigt) ab und zu komplett ausfallen und nichts mehr geht. Die Ausfälle treten einmal im halben Jahr auf, niemand weiß, wann das geschieht, dann dauern sie zwei bis drei Stunden. Das Problem existiert bei flatex schon seit 2007, dafür wirbt der Broker mit seinen geringen Gebühren. RBS Marketindex hat nun den Spagat versucht und den Kunden höchsten Service zum niedrigsten Preis bieten wollen, der Broker verdiente nur noch an den Mini-Spreads (aber nicht sehr viel). Das musste auf Dauer schiefgehen. Es gilt daher bei Online-Brokern wie in jedem anderen Bereich auch, dass eine gewisse Qualität einen gewissen Preis haben muss.

Bildquellenangabe: ©Thorben Wengert  / pixelio.de

Bildquellenangabe: ©Thorben Wengert / pixelio.de

Weitere Prioritäten bei Online-Brokern

Manche Neulinge werden sich über die Prioritätenliste wundern, aber sie entspringt fast einem Jahrzehnt Trading-Erfahrung. Boni beispielsweise, mit denen heutzutage die Binäre Optionen Broker locken, müssen vertradet werden und haben den Ruch eines Casinos an sich, denn sie verleiten Anfänger zu halsbrecherischen Aktionen. Auch die Erreichbarkeit des Supports ist zu vernachlässigen, im schnellen Trading-Geschäft kann ein Support nicht weiterhelfen. Wenn eine Plattform immer funktioniert sowie viele Assets und eine hohe Funktionsvielfalt bietet, genügt das einem intelligenten Trader.

Selbst die Übersichtlichkeit muss nicht zu hoch angebunden werden, wer sein Geld online riskiert, wird sich wohl recht genau mit den nötigen Tools befassen. Die Frage der Realtime-Anbindung ist umstritten. Wenn MetaTrader inklusive Expert Advisors zum Einsatz kommt, ist eine gute Realtime-Anbindung nötig, denn hier handelt der Trader aus dem Chart heraus, wozu er exakte, sekundengenaue Kurse braucht. Wer allerdings lediglich CFDs oder Knock-outs bucht, kann sich die Realtime-Kurse auch woanders kostenlos besorgen.