Finanzlexikon

Wo ist das Gold der Bundesbank?

Nach Angaben der Bundesbank lagert bei der Federal Reserve Bank in New York ein Großteil des deutschen Golds. Insgesamt sollen es 1536 Tonnen sein, das entspricht ziemlich genau 122 597 Goldbarren mit einem Gewicht von jeweils 10,9 bis 13,4 Kilo. Die Bundesbank hatte nach Ende des Zweiten Weltkriegs einen Großteil ihrer Goldbestände ins Ausland ausgelagert, wobei sich der größte Teil davon in den USA befinden soll. Die deutschen Goldvorräte in den USA  sollen nach Angaben der Deutschen Bundesbank jederzeit wieder abrufbar sein, doch wie erst kürzlich herauskam, wurden die Bestände in New York noch nie von Mitarbeitern der Bundesbank geprüft.

Losgetreten wurde die Diskussion durch Aussagen des amerikanischen Hedgefonds Managers William Kaye. Er stellte die Vermutung auf, dass Deutschland seine Goldreserven nie mehr wiedersehen werde, da die Fed das Gold durch Leasing Verträge regelmäßig an Banken wie Goldman Sachs und JP Morgan „verliehen“ habe. Durch die Banken sei das Gold an den Markt gelangt, wobei es zum Beispiel auf dem Goldmarkt in Hongkong verkauft und eingeschmolzen worden sei. Angeblich sollen in etwa sieben Jahren etwa 24 000 Goldbarren aus New York wieder zurück nach Deutschland geschifft werden, doch wenn man Kaye glaubt, so wird das nie passieren, da ein Großteil des deutschen Golds womöglich eingeschmolzen wurde und seitdem in China gelandet ist.

Handelt es sich hierbei um eine Verschwörungstheorie oder könnte an der Aussage Kayes tatsächlich etwas Wahres dran sein?

Immerhin hat der Hedgefonds Manager selber mehr als 20 Jahre für Goldman Sachs gearbeitet. Er war im Bereich Fusion und Akquisition tätig. Und dass die Fed Gold an andere Banken verleiht, ist ein ganz legaler Prozess, solange ihr dafür eine Leasing Gebühr in Form eines bestimmten Zinssatzes gezahlt wird. Die Geschäftsbank, die so das Gold erworben, beziehungsweise geliehen hat, verkauft dieses auf dem Markt und darf die Erlöse daraus anderweitig anlegen, um einen höheren Gewinn zu erzielen. Nach abgelaufener Laufzeit der Goldleihe bekommt die Geschäftsbank das Gold zum fixierten Terminkurs zurück und gibt es in diesem Zuge auch an die Notenbank zurück.

Doch sieht die Realität tatsächlich immer so aus?

Wahrscheinlich nicht, denn die Leihverträge werden oftmals immer wieder verlängert, möglicherweise um den Goldpreis zu drücken. Das Gold, das auf den Markt kommt, wird von den Notenbanken noch immer als Gold der Zentralbanken geführt und aus diesem Prinzip entsteht leicht ein Überangebot, das den Goldpreis belastet (Sie können beispielsweise eine Goldanlage bei AFiMA kaufen). Kritiker behaupten jedoch, dass die Zentralbanken genau dies wollen, da so ein Mehrfaches einer Jahresproduktion auf den Markt kommen kann. So haben die USA in der Zeit zwischen den Jahren 1991 und 2012 etwa 6416 Tonnen Gold bekommen, davon allerdings 5504 Tonnen Gold wieder exportiert. Woher dieses Gold  genau stammt, wurde nie genau geklärt.

Ist diesem ganzen Durcheinander auch das deutsche Gold zum Opfer gefallen und stimmt es, dass die Deutsche Bundesbank das Edelmetall nie wiedersehen wird?

Man kann nur spekulieren, ob die Behauptungen Kayes wirklich stimmen. Seiner Meinung nach befindet sich das Gold der Deutschen längst in den Händen Chinas. Die Goldreserven des Reiches der Mitte werden von ihm auf 4000 bis 8000 Tonnen geschätzt. Offizielle Zahlen haben sich seit 2009 nicht mehr verändert, wobei jedoch davon auszugehen ist, dass China einen Großteil seiner Goldkäufe verheimlicht hat. Über den Goldmarkt in Hongkong könnte das deutsche Gold nach Peking gelangt sein. Ein Schmelzwerk in Hongkong gibt an, Gold erhalten und geschmolzen zu haben, das möglicherweise das Symbol der Bundesbank getragen habe. Zurückverfolgen kann man diese Aussage jedoch kaum noch, denn die Barren sind eingeschmolzen worden und somit ist natürlich kein Symbol mehr erkennbar. Ob die Aussagen Kayes stimmen oder ob es sich tatsächlich um eine unsinnige Verschwörungstheorie handelt, wird man wohl erst dann herausfinden, wenn die Bundesbank ihre Goldreserven zurückverlangt.